Samstag, 5. März 2011

Von Gorkha-Bazar nach Amp Pipal zum Bergkrankenhaus (Zentralnepal)

Palast der Gorkhakönige
 Gorkha ist ein Distrikt in Zentralnepal, mit der gleichnamigen Distrikthauptstadt. Gorkha Stadt  ist ein mittelgroßer Bazar der von Kathmandu aus mit ca. sechsstündiger Busfahrt zu erreichen ist.   Von hier aus hat vor gut 200 Jahren der König der Gorkha kriegerisch die vielen kleinen Königtümer zu dem heutigen Nepal vereint und in direkter Nachkommenschaft hat die Shahdynastie bis Anfang dieses Jahrzehnts das Land regiert.
Bis heute sind die Gorkhasoldaten für ihren Mut bekannt und sowohl die britische, wie die indische Armee haben Gorkharegimenter. Die Soldaten waren die ersten Wanderarbeiter, jetzt leben viele Familien in der armen Gegend davon, dass vor allem die Männer in Kathmandu oder häufiger,   im Ausland arbeiten.
Einige wenige Touristen sind anzutreffen, die von hier aus zu Bergwanderungen aufbrechen und auch ich nehme mir  ein paar Tage Zeit, das Umfeld der Stadt zu erwandern

Der Bus nach Harmi
Mein eigentliches Ziel, Amp Pipal liegt an keiner Touristenstrecke in den Bergen.  Der Bus verläßt nach kurzer Fahrt die ausgebaute Bergstraße und holpert durch ein  Flußbett um sich dann über unbefestigte Wege, bergauf- bergab, etliche Stunden nach Harmi , einem Dorf  unterhalb von Amp Pipal vorzuwagen. Ich habe, viele spannende Busfahrten erlebt, aber bei dieser habe ich, an den Sitz geklammert, etliche Male die Augen zugekniffen. Da es in regenfreier Zeit maximal eine Fahrverbindung am Tag gibt, sind die Plätze, im, am und auf dem Bus sehr begehrt. Die Busse haben keine festen Haltestellen, wer am Straßenrand steht, darf dazusteigen und wer aussteigen will, klopft gegen das Blech oder macht sich anderweitig bemerkbar.

meine Gastfamilie beim Morgentee
 Harmi, die Endstation ist ein Dorf mit wenigen Häusern, wir erreichen es  mit Anbruch der Dunkelheit. Den Aufstieg zu Fuß nach Amp Pipal verschiebe ich auf den nächsten Morgen. Gleich drei Familien bieten sich an, mich in ihrem Haus für die Nacht aufzunehmen und beschließen dann untereinander , wo ich wohl am besten aufgehoben sei. Mich beschämt einmal mehr die herzliche Gastfreundschaft und wie selbstverständlich bin ich zum Abendessen eingeladen  und bekomme morgens einen süßen, gewürzten Tee, bevor ich loslaufe. Bei klarem Wetter ist eine atemberaubend schöne Landschaft, die dominiert wird von den schneebedekten Spitzen des Annapurnagebirges.                                                                                                                                
Oben auf dem Kamm des Berges , liegt Amp Pipal
Amp Pipal




Amp Pipal Hospital
Rastplatz als ein Wartezimmer 
Das kleine Dorf Amp Pipal  ist in weitem Umfeld bekannt. Eine halbe Stunde Fußweg unterhalb des Dorfzentrums, auf der anderen Seite des Berges liegt ein kleines Bergkrankenhaus, das einzige in der ganzen Region. Von der "United Mission  to Nepal" 1969 errichtet und über viele Jahre betrieben, wurde es 2001 in nepalesische Verantwortung übergeben.


















Patient mir frischer, schwerer Handverletzung

Babu Ram Giri, der Leiter des Hauses ist sehr engagiert. Sein großes Problem ist es, einheimische Ärzte zu finden, die bereit sind hier zu arbeiten.







 Fels in der Brandung ist seit acht Jahren Dr. Wolfhard Starke, ein pensionierter Chirurg aus Deutschland.  Ihm gelingt es immer wieder - auch für kurze Einsätze - Menschen zur Unterstützung zu gewinnen. So kommt im nächsten Monat ein Team von Handchirurgen, die dann über Radio angekündigt werden und die besonderen Fälle der ganzen Gegend behandeln.

2 Monate nach dem Armbruch ...
die Krankenstation
 Großmutter mit fieberkrankem Enkelkind
Jeder Tag ist OP-Tag und selten sind Eingriffe planbar. Ungefähr 50 bis 100 Patieten kommen, oft viele Stunden Anmarsch in Kauf nehmend, in die Krankenhausambulanz. Die Mehrzahl der Patienten haben internistische Leiden. Die Menschen kommen oft von weither  und häufig, nachdem sie versucht haben über längere Zeit sich selber zu helfen, was dann die Behandlung nicht erleichert.  Das Krankenhaus verfügt über 46  Betten, wovon die meisten in einem nicht abgeschlossenen Raum sind, der wenig vor  Kälte oder Hitze schützt, aber das Wellblechdach hält den Regen ab. Die  Patienten werden bis auf die medizinischen Belange weitesgehend  von Angehörigen  versorgt, für die es kein Bett gibt..
Mütter kleiner Kinder, oder wie die Großmutter auf dem Foto, begnügen sich dann mit einem Platz im Kinderbett. Das andere kleine Mädchen auf dem Bild kam auch sehr spät, mit einer schweren eitrigen Entzündung des Oberschenkelknochens.

das Bein dieses Kindes
 konnte erhalten werden










Tuberkulosestation













Patienten mit einer offenen Tuberkulose werden für 2 Monate stationär in einem gesonderten Trakt aufgenommen. Ein zunehmendes Problem, das auch in Zusammenhang mit der Wanderarbeit zu sehen ist, ist die steigende Zahl der HIV infizierten Patienten.

Ramji macht alle Narkosen

Ein neuer Anbau mit einem  OP und einer Entbindungsstation ist in der Entstehung.
 Ramji  (auf dem Foto) ist hier im Krankenhaus ausgebildet und macht alle Narkosen. Da es kein Beatmungsgerät gibt, werden Patienten in Vollnarkose alle manuell mit einem Beatmungsbeutel beatmet.
Im kommenden Jahr kehrt Dr. Starke nach Deutschland  zurück, es ist zu hoffen, dass eine Nachfolgeregelung gefunden werden kann, denn das kleine Krankenhaus in den Bergen dient einem Einzugsgebiet von ungefähr 200 000 Menschen
Chef des Labors
 und es ist fraglich für viele dieser Menschen, ob sie sich nach Kathmandu aufmachen oder es bis dorthin schaffen.


Dr. Starke sagt über sich, dass die Zeit in Amp Pipal seine erfüllteste Berufsphase ist.



Von Amp Pipal aus kann man ebenfalls auf unbefestigter Straße, (die aber besser ist als die zwischen Gorkha und Harmi) mit dem Bus zurück nach Kathmandu oder mit einem Geländewagen zur Straße nach Kathmandu fahren.  Ich habe wehmütig Abschied genommen.




Morgenlicht in Amp Pipal

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