Mittwoch, 1. Dezember 2010

Leben in einer nepalesischen Familie

Shanti
Die Familie meiner Freundin Shanti ist typisch dafür, das die alten Gesellschaftsstrukturen im Umbruch sind. Shanti ist Krankenschwester mit einem akademischen Abschluß.Wir kennen uns nun über 30 Jahre und in der Zeit wurde sie verheiratet, die Familie hat 4 Töchter.
Gunraj
Shanti hat drei "Jobs", Sie ist Supervisiorin in einem großen Krankenhaus, stellvertretende Pflegedirektorin in einem anderen mit einer halben Stelle und sie betreibt eine Praxis für Stomapatienten. Als einzige Stomatherapeutin Nepals hat sie eine Selbsthilfegruppe gegründet, sie ist weit gereist, weil sie häufig zu internationelen Kongressen eingeladen wurde.
Jetzt in der Mittagszeit fährt ihr Mann Gunraj sie von dem einen Krankenhaus in das andere, abends holt er sie nach einem langen Tag ab.. Er sorgt für die Infrastruktur zu Hause zusammen mit seiner Schwiegermutter, morgens unterstützt von einer Haushaltshilfe.
Gunraj und Shanti haben sehr darauf geachtet, Ihren Töchtern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Zwei Töchter sind Ärztinnen, eine Tochter ist Lehrerin für Pflegeberufe und die Jüngste studiert Betriebswirtschaft und  Management und lebt noch bei den Eltern.
Die beiden ältesten Töchter sind verheiratet und haben beide einen kleinen Sohn, 3 Monate und 7 Monate alt.
Sarina mit Sohn
Die Töchter kommen morgens früh und bringen ihre Kinder um zur Arbeit zu gehen,  aber sie bleiben wann immer sie Zeit haben gern in ihrem Elternhaus, bis abends ihre Ehemänner sie abholen kommen, die aber  auch noch gerne die Gemeinschaft genießen..So ist im Haus immer etwas los. Nepalesiche Säuglinge sind keine Minute alleine wenn Sie wach sind.




Sonne: Haaretrocknen u. die Wäsche des Vortages waschen
Inzwichen haben sie mich als Großtante akzeptiert und  auch ich darf sie wiegen und rumtragen und unterhalten..
Das Haus der Familei hat 4 Etagen mit Wohnräumen und obendrüber noch in 2 Ebenen Dachterrassen. Die beiden unteren Wohnetagen sind vermietet, die Dachterrassen sind ein Kübelgarten für Blumen und zugleich gibt es ein langes Gemüsebeet, Tomaten wachsen  in alten Badewannen und allen möglichen Behältern gedeiht Blumenkohl, Knoblauch und diverse Sorten von Chilli.  Sobald die Sonne die inzwischen recht empfindliche Kälte vertreibt, spielt sich das tägliche Leben auf einer Terrasse ab. Die Wohnräume sind ungeheizt und  nicht isoliert, so dass Gunraj im Hause abends eine Skianorak und eine Mütze trägt und alle anderen sich sehr schnell in eine Decke wickeln. Täglich gibt es etliche Stunden Stromsperre, die jetzt in der kalten Zeit zunehmend ausgeweitet werden. Im letzten Winter gab es nur wenige Stunden Strom und die häufig in der späten Nacht. In den kommenden Wochen wird auch mit der Rationierung von Wasser gerechnet.
 Mein Tag beginnt in der Regel um 7:00Uhr, dann ist es schon hell, immer noch kalt, aber ein heißer Tee ist dann gerade das Richtige.
Frauenseminar im YWCA
Manchmal kann ich ein wenig im Haus helfen, ansonsten lese ich morgens sehr gerne und stromere nachmittags durch die Bazare.
Familienausflug
 In  der vergangenen Woche hatte ich an einem Morgen Unterricht in einer Gruppe von 30 Frauen im YWCA. Eine erzählte mir, dass sie 2 Tage gelaufen und 2 Tage mit dem Bus gefahren war, um an dem Seminar teilzunehmen. Hauptthema war "Women Empowerment and Leadership."Auf dem Programm standen aber auch Themen wie AIDS, häusliche Gewalt, Frauenrechte etc. Ich war sehr angetan von dem Selbstbewußtsein, der zumeist jungen Frauen aus den Dörfern, von denen nicht alle schreiben konnten, und dachte vieles müßte auch auf den Stundenplan in Deutschland.
Zwei Tage in der Woche habe ich  in einem Krankenhaus verbracht, in dem der Schwiegersohn der Familie Intensivmediziner ist. Es ging um die Betreuung eines deutschen Touristen auf seiner Station,  und die Verständigung mit den  Angehörigen in Deutschland, die kein Englisch verstanden.
An zwei weiteren Tagen sind wir mit allen Kindern, Enkeln und Schwiegersöhnen in die Berge gefahren: Wundervolle Aussichten, gemeinsam Essen, kleine Wanderungen..einfach eine schöne Zeit
Auf die vielen Fragen, wie ich eigentlich meine Tage verbringe kann ich gar nicht so richtig antworten, weil immer irgendend etwas anderes kommt, dies jedenfalls war meine vergangene Woche.
Am Sonntag war ich in einem englischen Gottesdienst und habe tatsächlich eine ehemalige Mitarbeiterin der Mission getroffen, die ich von früher kannte. Sie studiert jetzt Kunst in Kathmandu im Ruhestand, wie ich finde eine faszinierende Perspektive.
 .
Ausflugsziel Nagarkot, ein Horizont voller Bergriesen

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